Rollstuhltennis ist eine herausfordernde Sportart
Martin Legner hat alles gesehen, was man im Rollstuhltennis erleben kann. Mehr als 300 Siege feierte der Österreicher in den vergangenen drei Jahrzehnten bei Turnieren der ATP-Series. Auf dem Center Court in Wimbledon schlug er schon gegen seine Kontrahenten auf. An sieben Paralympics nahm der Tiroler Teil. „Es ist beeindruckend, die Entwicklung dieses Sports zu sehen. Nach meinen ganzen Erfahrungen, fange ich jetzt an die Turniere zu genießen“, erklärt Legner. Während die ehemalige Nummer drei der Welt auf eine beeindruckende Sammlung von Siegen zurückblicken kann, steht ein weiteres Mitglied der österreichischen Rollstuhltennisnationalmannschaft, die erstmalig ein Trainingslager im Tenerife Top Training absolvierte, am Anfang seines Weges. Nico Langmann gehört zur neuen Generation im österreichischen Behindertensport. Der 19 Jährige ist aktuell die Nummer eins in der Alpenrepublik und hat sein Ziel, die Teilnahme an den großen Turnieren des Tennissports, fest im Blick. „Rollstuhltennis ist die am weitesten entwickelte Behindertensportart. Wir treten zur selben Zeit am selben Ort wie die Profis an. In Rom spielte ich auf dem Platz neben Raphael Nadal und hatte die Kabine von Roger Federer.“, erzählt Langmann mit einem Lächeln im Gesicht. Einen großen Traum erfüllte sich der Österreicher schon im vergangenen Jahr. Als Mitglied der österreichischen Paralympics Mannschaft zog er bei der Eröffnungsfeier in das vollbesetzte Maracana-Stadion in Rio de Janeiro ein. „Die Paralympics waren überwältigend! Während der Spiele wurde ich von meiner Familie und meinen Freunden, die extra nach Brasilien gekommen sind, unterstützt. Auch wenn es sportlich noch nicht ganz geklappt hat, war das Erlebnis einmalig“, sagt Langmann, der nach den Spielen als einer von fünf Behindertensportler in das österreichische Bundesheer aufgenommen worden ist. Mit dieser Unterstützung im Rücken geht der Tennisspieler nun den Weg nach Tokyo.
Für die Vorbereitung zur nacholympischen Saison besuchten Langmann und Legner zusammen mit sechs weiteren Athleten das Tenerife Top Training. Eine Woche lang spielten sie auf den Tennisplätzen des Centers und nutzten die weiteren Möglichkeiten. „Rollstuhltennis ist eine herausfordernde Sportart. Man muss Koordination, Kraft, Technik und Schnelligkeit miteinander vereinen. Diese Anforderungen machen das Training abwechslungsreich“, erklärt Langmann. Unter der Leitung von Odo Kada und Patrick Iskrac absolvierten die Athleten zwei Einheiten am Tag. Dabei standen die Technik auf dem Platz sowie die taktische Schulung der Spieler im Mittelpunkt. Ergänzt wurde der Trainingsplan durch ein Angebot der spanischen Stiftung Step by Step. Das Team, welches seit Jahren mit Menschen mit Behinderungen arbeitet, unterstützte die Athleten mit einer Einheit im Kraftraum des TTT. Die Spieler absolvierten motorische Übungen und erhielten wertvolle Tipps für ihr Krafttraining zu Hause. Step by Step ermöglichte den Aktiven ebenfalls die Nutzung eines EKSO Skeletts. Mit einem EKSO Skelett können Rollstuhlfahrer aufstehen sowie motorische und sensorische Fähigkeiten trainieren. „Die Übungen, die Step by Step gemacht haben, waren enorm gut!“, blickt Nico Langmann zurück. Eine weitere besondere Erfahrung ermöglichte die El Alma Rie European Diving Academy den Sportlern. Tauchlehrer Henning Fahrenholz und Petra Pfeiffer begleiteten vier Spieler unter Wasser. Die Sportler sammelten die ersten Taucherfahrungen im Pool und wendeten diese einen Tag danach sofort im Meer an. „Die Zusammenarbeit mit den Tennisspielern war besonders. Das Körpergefühl der Athleten im Wasser hat eine beeindruckende Bewegungsfreiheit ermöglicht“, sagt Fahrenholz, der sich mit seiner Tauchschule auf Tauchgängen mit Behinderten spezialisiert hat.
Für Langmann waren die Tage im Tenerife Top Training mit all den Angeboten und Trainingseinheiten die perfekte Vorbereitung auf die Saison 2017. „Die Möglichkeiten hier waren überwältigend! Vor allem die kurzen Wege waren toll. Da konnte ich effektiv meinen Tag nutzen und voll durchziehen“, bilanziert der 19 Jährige. Für ihn geht die Reise mit dem Tross der ATP weiter. Neben den großen Stars wird er auf Punktejagd gehen, um die Top Acht der Weltrangliste zu erreichen und sich somit einen Startplatz bei einem Grand Slam zu sichern. Dann könnte es auch für ihn in Wimbledon auf dem heiligen Rasen des Tennissports um den Sieg gehen.
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